Sehr viele moderne Dramen haben stofflich die wirkliche oder eingehende Zerrissenheit heutiger Menschen zum Vorwurf. Dramatischer Akzent und tragischer Abgrund der Spielhandlung ist nicht selten ein Gewaltsystem, das angeprangert wird. Man ringt um neue gesellschaftliche Ordnungen und findet keine. Ist dies Versagen wohl darauf zurückzuführen, dass die Gründe aller Fehler nur im Materiellen gefunden werden, die Lösung auch nur dort gesucht wird? Diese Dramen sind fast alle geschickt gebaut, wissen die Zuhörer während der Darstellungsdauer in Bann zu schlagen — und lassen sie nachher ausgebrannt und allein zurück. Wozu also noch ein solches Stück? denn «Nicht Erde nur» von Marcel Dornier ist mit den gleichen Mitteln — fast wäre man versucht zu sagen: Tricks — gebaut wie sie. Es hat die gleiche Zerrissenheit zum Vorwurf, spielt mit der gleichen Spannung auf den gleichen Abgrund zu. Zwei Tote sind die Ernte, zwei Tote, die schuldlos verstrickt werden, büssen, was andere taten. «Nicht Erde nur» wäre überflüssig, wenn der Verfasser, wie so viele andere, nur Dramen schriebe und nicht daneben auch Schicksale dichtete, die Handlung zu einem gültigen Gleichnis verdichtete. Im Titel deutet er schon an, dass er neben allen materiellen auch eine ideelle Kraft kennt. Sie wirkt jenen entgegen, ist ebenso wirklich wie sie selbst. In Sven, dem Sohn des Schriftstellers Wasmuth, ist all das verkörpert, was die heutige Jugend an Suchen und immer wieder Suchen, an Verlangen nach Halt, Gier nach Freiheit in sich trägt. Ihm begegnet Ondith, die Tochter einer Flüchtenden. Ondith, die das Leben in seinen furchtbarsten Auswirkungen kennen gelernt hat, die aber von diesen Erlebnissen nicht verbrannt, sondern geläutert wurde. Nicht Lebensüberdruss treibt sie in ein Kloster, sie hat nur erkannt: mit Beissen und Kratzen, mit Sich-wehren wie die meisten, wird den Menschen nicht geholfen. Sie glaubt inbrünstig an eine Macht, die nicht aus Erde, die hilft, wenn man ihr vertraut. Dieser Glaube macht sie stark und frei, so dass Sven ausrufen kann: «Warum Geborgenheit an Friedlosen vorübertragen?» Da erkennt sie, dass sich jenes Vertrauen auch im Erleben und Erleiden erfüllen kann. So finden sich beide im reinsten Glück, erlöst von allen Skrupeln und frei in jeder Weise. Svens Vater aber ist entsetzt, da er um die Unhaltbarkeit dieses Glückes weiss. Er gesteht Sven, was bisher niemand ahnte, er sei der Vater Ondiths! Das stürzt den Jüngling, der gerade Halt und Inhalt für sein Leben gefunden hat, in die tiefste Wirrnis. Er ist so im Innersten verwundet, dass er bald darauf den Menschen-Fischer, einen Mann namens Fischer, der als einziger wagt gegen die gegenwärtige Diktatur furchtlos seine Stimme zu erheben, erschiesst. Das Wort Fischers, dass nicht der Tod befreie, sondern einzig die Heimkehr in den Vater, ruft diese Kurzschlusshandlung hervor. Der Name «Vater» ist ihm zum Symbol alles Hassenswerten geworden.
Bearbeiter*in:
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