Meyers Novelle «Der Schuss von der Kanzel» ist schon mehrmals für die Bühne bearbeitet worden, aber kaum je in Mundart und nie mit so lebensecht gezeichneten Gestalten. Merklichen Anteil an diesem bühnengerechten Lustspiel hat der Mitarbeiter Josef Berger, der Direktor der Heidi-Bühne. Schon der Gemeindeammann steht in all seinen Schwächen und Vorzügen vor den Zuschauern und erinnert an die und jene Gestalt aus dem Leben. So unbeholfen wie vergeblich sucht er den reichen General zu einem Vermächtnis an die Gemeinde zu bewegen. Als dieser ablehnt und ausserdem noch der verhängnisvolle Schuss von der Kanzel tönt, richtet er sich in seiner ganzen Würde als Dorfmagnat und Sittenrichter auf, um gleich wieder zu Kreuze zu kriechen, wenn der General doch noch mit dem Vermächtnis winkt. Auch der Pfarrer Werdmüller, dessen Leidenschaft fast mehr der Jagd als dem Evangelium gilt, wirkt absolut glaubhaft. Er kann nicht anders als auf die List des Generals hereinfallen und auf der Kanzel mit der Pistole spielen — bis sie eben knallt. Und dabei bleibt er doch ein liebenswerter Greis. Köstlich ist, wie der General den schüchternen, in die Odyssee und hoffnungslos in das Pfarrerstöchterlein verliebten Kandidaten Pfannenstiel zum Selbstbewusstsein aufstachelt und ihm das Rezept gibt, seine Geliebte zu erobern. Das Rezept braucht er freilich nicht bis zum bittern Ende anzuwenden, da Rahel, das liebreizende und energische Pfarrerstöchterlein ihm «die Pistole» aus der Hand schlägt, bevor sie Schaden stiftet. Der Pate General hat es ja auch nicht anders erwartet. Wenn der schwarze Diener Hassan vielleicht auch etwas schwankhafte Momente in die Handlung bringt, ist er doch wiederum so gezeichnet, dass er nirgends den lustspielhaften Rahmen durchbricht, wenn nicht — und das ist die Gefahr — sein Darsteller es tut, und damit das wohlabgewogene Mass zerstört, das im Text klar vorgeschrieben ist. — Der General selber ist die Prachtfigur eines alten mit Humor gesättigten Haudegens. Er hält die Fäden der Handlung in fester Hand und dirigiert sie mit überlegener List zum befreienden Ende. Mit der Darstellung des Generals steht und fällt das Lustspiel. Ueberlegenheit und Humor sind nicht Eigenschaften, die man «mimen» kann, wenn man nicht selbst in reichem Masse über sie verfügt. Wenn das bei einem Darsteller nicht der Fall ist, wird aus einem noch so herzerfrischenden Lustspiel mit humorvollem Schluss ein nüchternes und wenig überzeugendes Lehrstück. Vollsaftigkeit ist Erfordernis. Hat man einen Darsteller für den General zur Verfügung, ausserdem ein Ensemble, das natürlich, frisch, mit Humor und Tempo zu spielen weiss, wird die Aufführung sicherlich erfolgreich.
Bearbeiter*in: Schaer-Ris, Adolf
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